Zum Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich Riehl zur Ausgehmeile von Köln. Es entstand 1860 der Kölner Zoo, 1864 die Flora und1889 der Sportplatz mit der Radrennbahn. Am Wochenende strömten bis zu 60 000 Besucher in diese Gegend, die damals noch nicht zu Köln gehörte. Riehl wurde erst 1888 zusammen mit Nippes nach Köln eingemeindet.
Natürlich wollten auch diese Besucher bewirtet werden und so entstanden viele Lokale in dem Bereich zwischen der Flora und dem Rhein. Besonders hervorzuheben war die damalige Essmeile an der heutigen Frohngasse mit der Süddeutschen Bierhalle, Gerstenbroich's Fischerhaus, dem Kurfürstengarten und Wattlers Fischerhaus. Diese Gastronomien sollten sich in den späteren Jahren noch um viele Lokale erweitern, da Riehl als Ausflugsort immer beliebter wurde, als zum Beispiel 1909 der Amerikanischen Vergnügungspark. - später Luna Park genannt - an der Riehler Straße zwischen der Frohngasse und dem heutigen Neußer Wall eröffnet wurde.
Sportliche Ereignisse auf der Radrennbahn, Bildungsangebote in Zoo und Flora und eben die Gastronomie schufen den Reiz für Besucher, aber auch neue Eindrücke waren gefragt. Das deutsche Kaiserreich hatte sich in überseeischen Gebieten niedergelassen und so wollten die Bürger wissen, wie die fremden Völker aussahen und wie sie lebten.
Bereits 1892 trat Buffalo Bill mit seiner „Indianergruppe“ auf der Riehler Radrennbahn auf. Um 1900 trat die Aschantigruppe auf dem Riehler Festplatz - auf dem heutigen Skulpturenpark - auf.
Sehr schnell zeigte sich, dass solche Völkerschauen reine Publikumsmagneten waren und die Veranstalter sahen, dass sie sich hier in der Goldenen Ecke von Köln eine „goldene Nase“ verdienen konnten. Sehr schnell stieg auch der Zoo in dieses Geschäft ein und ließ Hagenbecks „Inder Schau“ zu, auch wurden Gruppe von Chinesen in ihren Opiumhöhlen oder beim Schlangentanz gezeigt, Menschen aus Afrika wurden als besonders gefährlich dargestellt.
Der Amerikanische Vergnügungspark zeigte ebenfalls solche Völkergruppen aus dem Kongo oder China.
Acht solcher Veranstaltungen konnten bisher in Riehl nachgewiesen werden. Diese Schauen sind nur aus dem damaligen Zeitgeist zu verstehen. Es gab noch kein Fernsehen und andere Medien. und Zuschauer wollten andere Menschen und Länder kennenlernen und die Besatzungspolitik der damaligen Staaten förderte das „Überlegenheitsgefühl“ der Menschen. Hierbei wurden aber die Identität und Würde der Menschen völlig außer Acht gelassen.
Vergleichbar zu den Völkerschauen gab es aber auch die „Menschenschauen“.
Hier wurden kleinwüchsige Menschen beispielsweise in Eskimokleidung, beim Boxen, als Amtsträger oder in „Schäfer's Liliputstadt“ gezeigt. Körperliche Abweichungen wurden zum Beispiel durch einen übergewichtigen Menschen, der 630 Pfund auf die Waage brachte, gezeigt.
Auch fanden Damen-Boxkämpfe statt und dabei ging es wohl primär nicht ums Boxen.
Solche Veranstaltungen sind heute undenkbar und die Wertschätzung gegenüber anderen Völkern oder gegenüber körperlichen Abweichungen hat sind grundlegend geändert.