Besatzungsbauten in der Slabystraße

Straßenfront heute (Foto Happe 2024)

Nach dem ersten Weltkrieg wurde der „Brückenkopf Köln“ durch britische Soldaten besetzt. Diese fanden in den Kölner Kasernen Unterkunft. Die reichten aber bei weitem nicht aus, so dass zusätzlich viele Baracken errichtet werden mussten - in Riehl zum Beispiel zwischen der Garthestraße und Barbarastraße und vom Riehler Gürtel bis zum Riehler Tal.

 

Für die höheren Dienstgrade, die nicht in den Kasernen leben mussten, wurden in Köln 300 Häuser errichtet, alleine 100 davon in Riehl.

 

Auch für die mittleren Dienstgrade der britischen Besatzungskräfte und ihre Familien wurden in der Zeit von 1919 bis 1926 in Riehl Wohnungen in Mehrfamilienhäusern errichtet. Spontan denkt man hier direkt an die Häuser am Riehler Gürtel 74 bis 82 mit den markanten Eingängen.

 

Weitere Mehrfamilienhäuser entstanden ab 1922 auch in der Slabystraße 18-28. Diese Häuser in unmittelbarer Nähe zur Kaserne Boltensternstraße mit dem Eingang Slabystraße - damals „Minden-Barracks“ genannt - weisen einige architektonische Besonderheiten auf, die man heute noch bei einem Spaziergang sehen kann.

 

Die Häuser 18-20 sind im Krieg zerstört worden. Die Nr. 20 wurde mit einfachen Mitteln in den 1950er Jahren wieder aufgebaut. Das Haus 18 wurde nicht wieder aufgebaut, da die Straße an der Schanz verbreitert und das Grundstück hierfür benötigt wurde.

 

Alle Eingangsportale der Häuser 24 – 28 sind aufwändig gestaltet und weisen auch bildhauerische Besonderheiten auf. An Haus 24 sind Arbeiter mit ihren Handwerkszeugen in drei Steinreliefs dargestellt. Leider ist die Natursteinfassade übermalt worden.

Hauseingang Nr. 24 (Foto Happe 2024)

Die Häuser 22 und 26 haben über dem Eingang allegorische Kopfdarstellungen.

 

Über dem Eingang des Hauses 28 befindet sich ein „Wappen“, auf dem der englische Drache versucht, das Kölner Wappen zu verschlingen. Das war sicherlich eine zeitgenössische Kritik des Architekten an der Belastung der Kölner Bevölkerung durch die Besatzungskräfte. Leider konnte ich den Architekten nicht ermitteln.

Wappen über dem Hauseingang Nr. 28 (Foto Hundhausen 2020)

Nach dem Abzug der Briten übernahm der Reichsfiskus alle Gebäude für die Besatzung, verkaufte die Einfamilienhäuser und vermietete die Wohnungen in den Mehrfamilienhäusern an Beamte, dies auch in der Slabystraße.

 

Eine weitere Frage ist der Straßenname „Slabystraße“.

 

Der Namensgeber war Adolf Karl Heinrich Slaby (1849-1913), er war Radiotechniker und Professor an der TH Berlin Charlottenburg. Der Straßenname nahm Bezug zu einer bedeutenden Funkanlage in der unmittelbaren Nähe.

Adolf Slaby, Briefmarke der Deutschen Bundespost 1974

Diese größte Kölner Kasernenstadt Boltensternstraße mit mehr als sechs Kasernen musste natürlich Kontakt mit anderen militärischen Dienststellen halten. Hier nutzte man die neueste technische Möglichkeit und errichtete zwei riesigen Funkmasten und eine Funkstation. Die Masten konnte man noch deutlich in Mülheim und in Köln erkennen. Diese gigantische Funkstation lag südöstlich der Kaserne, etwa wo sich heute die Haltestelle Slabystraße befindet.

Lageplan der Funkstation nach 1926

(links sind heute die Werkstätten der SBK)

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs übernahm die englische Besatzung die Funkstation.

Innenansicht der Funkstation 1923 zur Zeit der englischen Besatzung

Nach deren Abzug nutzte die Kölner Polizei ab 1926 die Funkanlage.

 

Nach dem zweiten Weltkrieg hatte hier der Polizeisportverein seinen Sitz und betrieb von hier die in den 1930er Jahren durch Notstandsarbeiter errichtete Sportanlage bis zum Bau der Gürtelbahn und der U-Bahnhaltestelle Slabystraße, die in den 1970er Jahren fertiggestellt wurde.

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