Die Hochwasserentwicklung des Rheins Ende Dezember 2023 und Januar 2024 lässt die Frage nach einer realen derzeitigen Bedrohungslage in Riehl aufkommen.
Die Nähe zum Rhein war in früheren Jahrhunderten für die Riehler*innen immer eine starke Bedrohung. Wenn man in die Geschichte blickt, sieht man viele Ereignisse: 1374 wurde die Münzprägestätte Riehl beschädigt. 1784 erlitten Mülheim und Riehl die große Eisflut mit großen Zerstörungen.1845 durchbrach das Hochwasser den neuen Damm (etwa im Verlauf der heutigen Amsterdamer Straße) und überflutet die restlichen Häuser von Riehl. 1882 stand das Wasser bei 10.52 m, drückte die Zoomauer ein und einige Tiere mussten im Tanzsaal von Wattler's Fischerhaus evakuiert werden. Bei einem Hochwasser wurde das Brückenkreuz an der Mülheimer Brücke weggeschwemmt. 1920 konnten bei dem Hochwasser die Riehler Kasernen nur per Boot erreicht werden und die Tiere im Zoo wurden vom Boot aus gefüttert.
All diese Ereignisse ließen die Stadt Köln nach nachhaltigen Lösungen suchen. Ab 1890 wurden die geplanten Straßen- und Baugrundstücke in Riehl zunächst um 2 m aufgeschüttet. Im Zusammenhang mit dem Bau der Mülheimer Brücke Ende der 1920er Jahre wurde der Plan zum Bau eines Deiches entwickelt. Hätte man den Deich direkt am jetzigen Rheinufer errichtet, dann hätte ein Hochwasser keine Ausdehnungsfläche gefunden und Mülheim überflutet. So entfernte man auf Riehler Gebiet das Erdreich knapp über dem Normalwasserstand in einer Breite von 180 m von den damaligen Auerwerken (Standort heute Colonia Haus) bis zur Hafeneinfahrt Niehl. Diese Abraummaterial (800 000 cbm) schüttete man dann in ca. 180 m vom Rheinufer entfernt zu einem Deich von ca. 10 m Höhe und einer Breite von 20 m auf. Durch das neu geschaffene Vorflutgelände sollte Mülheim bei Hochwasser geschützt werden, Riehl durch den neuen Deich ebenfalls.
Nach damaliger Auffassung, so dachte man, könnte der Deich wohl durch das Wurzelwerk vieler Bäume zusätzlich stabilisiert werden. So pflanzte man auf der Deichkrone eine Lindenallee mit über 1000 Bäumen an. Heute profitieren wir im Sommer immer noch davon. Es besteht immer noch ein wunderbar beschatteter Wanderweg zwischen Riehl und der Hafeneinfahrt zum Niehler Hafen. Diese Baumallee wurde zum 1.7.1980 als Naturdenkmal anerkennt.
Die Landseite des Deichs kann man heute kaum noch als Damm erkennen, weil das dahinter liegende Gelände bis zur Straße An der Schanz mit Kriegsschutt verfüllt und 1971 für einen Teil der Bundesgartenschau eingeebnet wurde.
Seit 2005 hat die Stadt Köln ein neues Hochwasserkonzept entwickelt für einen Hochwasserstand bis 10,70 m. Hierfür wurden auch in Riehl neue Schutzmauern in Rheinnähe errichtet sowie Vorrichtungen für mobile Hochwasserwände.
Durch die Vorsorge von 1929 und das Hochwasserschutzkonzept ab 2005 brauchen die Riehler*innen nicht mehr mit so schlimmen Ereignissen wie in früheren Jahrhunderten rechnen.