Ende des 19. Jahrhunderts platzte Köln durch die Industrialisierung und die Landflucht aus allen Nähten. Der Wunsch nach Erholung und sportlicher Betätigung der Bevölkerung war sehr ausgeprägt. Gleichzeitig entwickelte sich das Radfahren zum Volkssport. Innerhalb der Kölner Stadtmauern war für solche Aktivitäten aber kein Platz. Vor den Toren der Stadt im Norden bildete sich durch den Zoo, die Flora und mehrere Gaststätten die „Goldene Ecke“ von Köln. In der Nähe bot sich ein Gelände auf der ehemaligen Pechfabrik Hilgers an der Riehler Straße für eine Sport- und Erholungsstätte an.
Am 19.5.1889 wurde die durch die Gummiwerke Clouth in Nippes gesponserte Radrennbahn - als Teil einer Sportanlage an der Riehler Str. 201 – eröffnet. Die Radrennbahn erstreckte sich nordöstlich des damaligen Zoogeländes zwischen der Riehler Straße bis zur Pionierstraße, wo sich heute das Regenwaldhaus, ein Spielplatz und der Elefantenpark befinden.
Die Rennstrecke war 400 Meter lang und 5 m breit. Die Kurven hatten einen Radius von 34 bzw. 27 m und waren um 80 cm überhöht. 1895 erhielt die ehemalige Sandbahn einen Asphaltbelag . Nun trugen Hochradfahrer, Flieger und Steher hier Rennen aus. Wegen der hohen Geschwindigkeiten bei den Steherrennen erfolgte 1907 eine Überhöhung der Steilkurven auf 1,80 m, da diese Gefährte Geschwindigkeiten von 100 km/h erreichen konnten.
Auf dieser Bahn ließen sich nicht nur regionale Radrennen, sondern auch Europa- und Weltmeisterschaften durchführen. Die Bahn war in Bezug auf Radrennen in Sportlerkreisen weltberühmt und wegen ihrer großen Neigung auch für Steherrennen geeignet. Was heute die „Formel eins“ ist, waren früher Steherrennen.
Leider gab es bei den Radrennen immer wieder Unfälle, die teilweise tödlich endeten.
Am 7.9.1913 erlitten Richard Scheuermann (1876-1913) und sein Schrittmacher Gus Lawson (1882-1913) einen Unfall auf der Riehler Bahn, an dessen Folgen beide verstarben.
Es fanden aber nicht nur Radrennen statt. Zum Beispiel erfolgten auch Wettkämpfe aus anderen Disziplinen ,wie z.B. Boxen. Am 16. September 1890 gastierte Buffalo Bill (Frederick Cody) hier und am 25.06.1892 erfolgte eine Ägyptische Ausstellung mit einer Beduinen-Karawane.
Im Krieg wurde die Bahn nicht wesentlich beschädigt und in der Nachkriegszeit wurden neue Aufgaben gesucht. So z.B. fanden Auto- und Motorradrennen dort statt. 1951 wurde die Rennbahn für Radrennen endgültig gesperrt. Auf dem Gelände spielte zeitweilig der Fußballverein Preußen-Dellbrück.
1956 erfolgte der Abbruch der Rennbahn, da das Gelände für die Zooerweiterung benötigt wurde. Zunächst wurde hier ein großer Weiher angelegt. Heute befinden sich auf diesem Gelände das Regenwaldhaus, der Elefantenpark und der Spielplatz an dem Eingang Pionierstraße.
Nun erinnert nichts mehr an die Radrennbahn und die einst glorreichen Wettkämpfe auf der bei Sportlern beliebten Bahn und Sportstätte.Heute ist die ehemalige Radrennbahn ein Teil des beliebten Kölner Zoos als Freizeitstätte für die Kölner und auswärtige Besucher.