1830 eröffnete Christian Wattler am Rhein einen Gasthof mit einer Aalräucherei und pachtete die Fischereirechte auf dem Rhein, um mit zwei Nachen frischen Fisch für sein Lokal zu fangen. Zusammen mit der Gaststätte „Kaisergarten“, die ein paar hundert Meter rheinauf „Am Thürmchen“ lag, bildete sich hier der Grundstein für die später so benannte „Goldene Ecke“.
Bei einem Sonntagsspaziergang um 1900 – so kann man in einer zeitgenössischen Schrift lesen - roch man im Vorbeigehen den Duft von in Öl gebackenem Fisch. Wohl eine Spezialität des Hauses.
Kommunalpolitisch hat das Grundstück eine wechselvolle Geschichte erlebt. Bis zur Eingemeindung nach Köln im Jahr 1888 trug das Haus die Nummer „Riehl 127“. Nach der Zugehörigkeit zu Köln bekam es zunächst die Anschrift „Kaiser Friedrich Ufer 31“ und ab 1898 „Niederländer Ufer 31“. Nachdem das Gelände südlich der Zoobrücke 1956 aus Riehl ausgegliedert und dem Bezirk Neustadt Nord zugeschlagen worden war, erhielt es 1968 die Adresse „Konrad-Adenauer-Ufer 115“.
Ab etwa 1900 erlebte die „Goldene Ecke“ von Köln – das ist das Gelände vor dem Zoologischen Garten in Richtung Innenstadt – ihre wahrlich goldene Zeit. Am Wochenende strömten viele Kölner hierher, um den Zoo, die Flora, den Amerikanischen Vergnügungspark und die vielen Gaststätten und Schankwirtschaften aufzusuchen. Sie ließen viel Geld in dieser Vergnügungsmeile und trugen so zur Namensgebung „Goldene Ecke“ bei.
Mitten in der „Goldenen Ecke“ von Köln lag „Wattler's Fischerhaus“. Zur damaligen Zeit erstreckte sich das Grundstück vom Rhein bis zur Riehler Straße. Neben dem eigentlichen Gast- und Wohnhaus wurden auf dem riesigen Gelände noch eine Terrasse, ein Pavillon, der Tanzsaal, ein Kaffeehäuschen und eine Stehbierhalle errichtet. Da die Gaststätte im militärischen Rayonbereich lag, durften die weiteren Gebäude nur aus Holz errichtet werden, damit diese im Verteidigungsfall schnell niedergelegt werden konnten.
Der Tanzsaal half 1882/83 dem Zoo aus einer Notlage. Als der Rheinpegel bedrohlich hoch stieg und weite Teile des Zoos unter Wasser standen, stellte Herr Wattler diesen Raum uneigennützig zur Verfügung. Dort konnten einige Tiere aus dem Zoo verbleiben, bis die Flut wieder zurückging. Der Tanzsaal wurde leider am 3. 10. 1897 ein Opfer der Flammen.
Auch sonst war die Zusammenarbeit mit dem Zoo gut. War der Fischfang mal zu
reichlich, gab der Wirt die Überschüsse an den Zoo für die Seelöwen.
Ende der zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts verblasste der Stern über der „Goldenen Ecke“, dennoch wurde das Haus als Familienbetrieb weitergeführt und war ein beliebtes Ausflugslokal der Kölner.
Offensichtlich erlitt das Haus im letzten Weltkrieg Schäden, dennoch feierte die Gaststätte am 1.7.1950 ihr 120-jähriges Bestehen. 1955 erstrahlte das nunmehr aus Stein erbaute einfache Haus in neuem Glanz, und die weitläufige Terrasse erfreute sich großer Beliebtheit bei den Gästen. Alle anderen Bauten auf dem großen Gelände waren verschwunden. Die Familie Wattler führte das Haus weiter bis etwa 1965, auch wenn zu dieser Zeit die Stadt Köln schon Eigentümerin war.
Durch den Bau der Zoobrücke von 1962 – 1966 veränderte sich das Erscheinungsbild der Gaststätte gewaltig. War es bis dahin ein freistehendes Gebäude in einer Grünanlage, so verschwand es nunmehr fast im Schatten der riesigen Zoobrücke in unmittelbarer Nähe.
Es folgt eine Zeit der großen Wechsel. 1968 inserierte unter dieser Anschrift die Gaststätte Seifert, 1970 die Gaststätte Henk, ab 1973 war die Pächterin Frau Krieger und in den 80ern firmierte das Haus unter den Namen „Fischerhütte“ Am 31.8.1991 übernahm die Familie Ferrarezzo das Haus, nannte es „Ristorante Al'Dorale“ und bot neben der italienischen Küche insbesondere Fischgerichte an. Sehr beliebt auf der Terrasse war bei den Gästen die Voliere, die der Seniorchef liebevoll betreute. Nach einer Renovierung im Frühjahr 2009 wurde das Haus für kurze Zeit vom Juniorchef weitergeführt.
Nach einem fast zweijährigen Leerstand begann im Sommer 2013 ein erneuter Umbau unter Leitung von Joachim Richter. Hier sind besonders die Terrassentüren markant, die eine Öffnung zur Terrasse und einen Blick auf den Rhein erlauben.
Ende November / Anfang Dezember 2013 wurde so auf diesem traditionsreichen Grundstück wieder ein Lokal mit einem italienisch-mediterranen Schwerpunkt eröffnet, in dem der Fisch im Vordergrund stehen sollte, aber auch regionale und saisonale Speisen wurden angeboten. Es hatte sich zunächst den Namen Il Ponticello gegeben und wurde zwischenzeitlich in Restaurant Richters umbenannt. Die Pause durch Corona wird nun für einen erneuten Umbau genutzt.
So wird eines der ältesten Gasthäuser von Riehl – wenn auch unter anderem Namen - eine glückliche Fortsetzung finden. Fischgerichte werden wohl wie zu seinen Gründungszeiten wieder einen Schwerpunkt darstellen.